Bettina Jansen im Interview zum Lufthansa Cargo Umweltmanagementsystem
Vor einigen Jahren wurde das Umweltmanagementsystem bei Lufthansa Cargo eingeführt. Wann war das eigentlich und was waren Ziel und Auslöser?
Das Thema Umwelt spielt bei Lufthansa Cargo schon lange eine Rolle. CO2-Daten und Lärmdaten wurden bereits in den 90er Jahren gemessen und ausgewertet.
Die Entscheidung, ein Umweltmanagementsystem einzuführen, fiel 2007. Wir wollten das Thema Umwelt strukturiert aufsetzen, um eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen. Das ist das Ziel eines jeden Managementsystems: Struktur und kontinuierliche Verbesserung.
Der Auslöser war damals, dem Thema intern mehr Bedeutung zu geben.
Was wird im Rahmen eines solchen Systems betrachtet und gesteuert?
In einem Umweltmanagementsystem werden alle Prozesse mit Blick auf ihre Umweltrelevanz bewertet und mit entsprechenden Zielen versehen, die regelmäßig überprüft und überarbeitet werden.
Voraussetzung ist dabei die Dokumentation von Umweltauswirkungen, relevanten Umweltgesetzen und neuen, sich ändernden Rahmenbedingungen.
Gibt es neue Anforderungen im Abfallrecht, müssen diese umgesetzt werden. Oder, um auf eine andere Ebene zu gehen: Werden von der EU neue Vorschriften wie die EU-Taxonomie eingeführt, müssen wir sie auf Relevanz für unser Geschäft prüfen.
Das Ziel ist immer, Umweltauswirkungen und -risiken zu steuern und neue Handlungsfelder für die CO2-Reduktion zu finden.
Aber wie ist das möglich bzw. wie managt man ein solches System?
Möglich ist das nur, weil für jeden Prozess und an den weltweiten Stationen Umweltkoordinatoren benannt sind, die die genannten Aufgaben wahrnehmen und „jeden Stein umdrehen“. So haben wir beispielsweise je einen Umweltverantwortlichen im Flugbetrieb, im Handling oder im Liegenschaftsmanagement und an Stationen wie München, Singapur oder New York.
Ein Erfolgsfaktor ist also die Umweltorganisation und der regelmäßige Informationsaustausch untereinander, den wir zentral sicherstellen. Da jeder fundierte Expertise im eigenen Gebiet hat, können wir so Potenziale entdecken und realisieren. Gemeinsam arbeiten wir beispielsweise am Thema leichte Lade- und Ladehilfsmittel und haben einen grünen Einkaufsprozess etabliert. Ferner haben wir eine Strategie zum Umgang mit Kunststofffolie erarbeitet, die von unseren Umweltkoordinatoren im Einkauf, Handling und an den Stationen umgesetzt wird: Sie optimieren Prozesse und testen neuartige Folie, mit der wir unsere Fracht auf dem Vorfeld schützen.
Was ist besonders wichtig für Lufthansa Cargo?
Für uns ist besonders wichtig, dass unser Umweltmanagementsystem alle Ebenen und Bereiche einbindet: vom Vorstand bis hin zu den Mitarbeitenden, die die Operations sicherstellen.
Ebenso, dass es weltweit etabliert ist: Mit unseren insgesamt 44 Umweltkoordinatoren haben wir die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern im Blick und können Impulse in die Organisation steuern.
Unser Ziel ist, möglichst viele Mitarbeitenden einzubinden, denn überall können grüne Entscheidungen getroffen werden – große und kleine. Die Basis für eine „grüne DNA“ haben wir bereits geschaffen.
Wie werden Erfolge gemessen? Gibt es auch eine externe Kontrolle?
Erfolge messen wir durch die Einführung von KPIs. Alle Maßnahmen sind mit einer Zieldefinition und einem Zieldatum versehen. Wie oben erwähnt, werden diese regelmäßig von uns überprüft.
Unser Managementsystem ist nach dem internationalen Umweltstandard ISO 14001 zertifiziert. Zur Aufrechterhaltung dieser Zertifizierung weisen wir jährlich externen Gutachtern nach, dass die Anforderungen der Norm eingehalten werden und dass das System auf allen Ebenen funktioniert und gelebt wird. Dazu werden stichprobenartig ausgewählte Prozesse und Stationen überprüft und zahlreiche Interviews geführt. In diesem Jahr wird sicher wieder das Fuel-Efficiency-Team im Flugbetrieb aufgesucht, bei dem unter anderem alle eingeführten oder geplanten Maßnahmen in Bezug auf ihre potenzielle CO2-Einsparung bewertet werden.
Die externe Zertifizierung nach ISO 14001 halten wir für wichtig, insbesondere weil sie international anerkannt ist und so von allen Kunden und Investoren akzeptiert wird.
Was steht für sie bei der Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems in Zukunft noch an?
Das Thema Nachhaltigkeit ist heute ein Handlungsfeld in unserer Unternehmensstrategie. Innovationen werden wichtiger, Reporting-Anforderungen nehmen zu und Ziele wie die „CO2-Neutralität 2050“ müssen erreicht werden. Unser Vorstand setzt sich entsprechend stark dafür ein.
Wir werden aber den Geltungsbereich des Umweltmanagementsystems auch auf weitere Tochtergesellschaften ausweiten und Umweltkoordinatoren intensiver einbinden, um auch Themen wie das „Green Office“ in die Fläche zu transportieren. Mit unserem Umweltmanagementsystem sind wir für die Zukunft gut aufgestellt, um Risiken zu erkennen und Chancen zu nutzen.