Made in Kenya.
„Forwarded by Air Connection. Flown by Lufthansa Cargo“ – das müsste eigentlich auf dem Label von so manchem Kleidungsstück aus Ostafrika stehen. Kavinda Atapattu vom Spediteur Air Connection hat „planet“ mitgenommen auf eine Tour durch die Fabriken.
„Hohe Fertigungs -standards.“
Kavinda Atapattu, General Sales Manager bei der Spedition Air Connection, kennt nahezu jeden Entscheider in der Textilbranche Kenias und hebt den Erfolgsfaktor Luftfracht hervor.
Um Einblick in die kenianische Textilindustrie zu bekommen, muss man die Fabriken und Produktionsstätten sehen! Jeder, der herkommt, ist von den hohen Fertigungsstandards beeindruckt. Die Transporte von Textilien machen für unser Unternehmen etwa 40 Prozent des Geschäfts aus. Als Spediteur arbeiten wir gern für Groß und Klein. Zu unseren Kunden zählen sowohl Branchenriesen wie New Wide. Aber auch mittelständische Labels wie African Apparel und lokale Betriebe wie Kikoy Mall. Natürlich wählen die großen Fabriken aus Kostengründen lieber den Seeweg.
Dennoch macht Luftfracht mit durchschnittlich fünf Prozent einen beträchtlichen Anteil am Modalsplit aus. Bei den kleineren Herstellern kann der Satz auch schon mal höher liegen. Wenn die Ware in den Läden knapp wird, wenn eine Sonderproduktion gefordert ist oder eine Peak-Zeit wie Weihnachten vor der Tür steht, dann kommt die Luftfracht ins Spiel. Wöchentlich schicken wir für die Textilindustrie etwa 25 Tonnen Luftfracht auf die Reise. In diesem Segment sind wir der mit weitem Abstand größte Textilspediteur Kenias.
Kleidung aus Kenia ist vor allem auf dem amerikanischen Markt erfolgreich. Ursache hierfür ist neben der guten Qualität der Arbeit auch der African Growth and Opportunity Act (AGOA), der 2000 während der Amtszeit Bill Clintons vereinbart wurde. Das Abkommen ermöglicht Kenia und anderen afrikanischen Ländern den Export vieler Produkte unter günstigen Konditionen in die USA.
„Zu diesen Produkten gehört auch Kleidung. Obwohl die Produktionskosten bei uns höher ausfallen als in so manchem asiatischen Land, lohnt sich wegen des AGOA die Fertigung in Afrika für den amerikanischen Markt.“
„Rückenwind aus den USA.“
Heman Boodia, Geschäftsführer von New Wide, ist gebürtiger Mauritier und unterstreicht die Bedeutung des African Growth and Opportunity Act. „Heute hängen an der Textilindustrie Kenias rund 250.000 Arbeitsplätze. Durch die diesjährige Verlängerung des African Growth and Opportunity Act (AGOA) haben die Hersteller für weitere zehn Jahre zumindest eine gewisse Planungssicherheit. New Wide ist mit rund 13.000 Mitarbeitern in Kenia, Lesotho und Äthiopien der größte Shipper der Textilindustrie Ostafrikas. 2011 starteten wir hier in Kenia mit 1.400 Mitarbeitern. Vier Jahre später sind es 8.000. Das zeigt, welch enormes Potenzial das Land hat.“
„Qualität und Effizienz.“
Pankaj Bedi, Gründer und Chairman von United Aryan, benennt die wichtigsten Erfolgsfaktoren der kenianischen Textilindustrie. „Wir sind in nur 13 Jahren enorm gewachsen. Unsere Mitarbeiterzahl hat sich seit 2002 von 1.800 auf nahezu 10.000 gesteigert. Das Wachstum ist also da, aber es gibt noch Optimierungspotenzial bei der Effizienz. Lean oder Kaizen sind hier wichtige Stichworte. Denn auf lange Sicht muss Kenia durch Qualität bestechen: In puncto Geschwindigkeit können wir im Vergleich zu Asien noch nicht mithalten. Dort wird das Material zur Verarbeitung in der Regel vor Ort produziert. Nach Kenia muss es meistens erst geliefert werden. Damit verlängert sich die Zeit zwischen Bestellung und Anlieferung um nahezu das Doppelte.“
„Soziale Aspekte sind wichtig.“
Jane Adero Okech, Merchandising Manager bei Alltex, freut sich über die Unterstützung des Aga Khan, Förderer und Imam der Ismaeliten. „Perspektiven schaffen – das war neben wirtschaftlichen Aspekten ein wichtiger Grund für den Bau einer Alltex-Fabrik in Kenia. Dabei konnten wir uns auf die Unterstützung des Aga Khan Development Networks verlassen, sodass der soziale Aspekt bei unserer Arbeit stets mitschwingt. Ein Beispiel dafür ist der werkseigene Kindergarten, der Frauen mit kleinen Kindern den Einstieg erleichtert. Wichtig ist uns auch die Kontinuität: Manche Kollegen sind schon mehr als zehn Jahre bei uns. Das hält das Know-how im Unternehmen.“
„Nur kenianische Kikoys sind echt!“
Sajaad Alibhai, Geschäftsführer der Firma Kikoy Mall, produziert Kikoys, die es so nur in Kenia gibt. „Unser Hauptprodukt, der Kikoy, ist ein Baumwollwickeltuch. Dieses traditionell kenianische Tuch ist mittlerweile weltweit populär. Wir verarbeiten primär Baumwolle aus Ostafrika, unterstützen damit die kenianische Industrie und machen unsere Kikoys zu einem echten kenianischen Produkt.
Vor sechs Jahren starteten wir mit sechs Personen, heute sind es 45 Mitarbeiter. Dabei beschäftigen wir auch Menschen mit wenig Vorkenntnissen sowie Mütter in Teilzeit. Etwa 30 Prozent unserer Produktion werden per Luftfracht exportiert, ein beträchtlicher Anteil davon nach Europa, aber auch der US-Markt zeigt Interesse. In jeder Branche herrscht Wettbewerb, doch es gibt immer einen Markt für Qualitätsprodukte.“
„Kenia wird ernst genommen.“
Licht und Schatten sieht Aatul Naik. Er ist Administration Manager beim weltweit aufgestellten Sourcing-Agenten und Händler CherryField Wir suchen für unsere Kunden die am besten passende Fabrik aus.
„In Kenia muss sich die Infrastruktur weiter verbessern, damit die Zuverlässigkeit der Produktion steigt. Ich bin aber sehr optimistisch: Das Land wird als Weltmarktlieferant mittlerweile ernst genommen, und die Politik hier fördert die Exportwirtschaft. Unser Fokus liegt auf Kleidung auf Polyesterbasis. Obwohl CherryField dieses Segment in anderen Ländern produzieren lassen könnte, wollen wir Kenia den Vorzug geben.“
Tradition auf Erfolgskurs:
Tradition auf Erfolgskurs:
Kenianische Kikoys werden mit heimischer Baumwolle fast nur von Kenianern hergestellt – ein erheblicher Anteil geht per Luftfracht in alle Welt.
Rund 250.000 Arbeitsplätze konnte Kenia in der Textilindustrie aufbauen. Die Abnehmer der Kleidungsstücke finden sich heute in der ganzen Welt.
Fotos:
Ralf Kreuels