Passt!
Die Einführung des Airbus A350 ist eine Wegmarke für die Passagier-Luftfahrt. Und Lufthansa Cargo wird Teil der globalen Service-Infrastruktur: Die gewaltigen Triebwerke des A350 kommen per Boeing 777F schnell an jedes Ziel.
Langsam schiebt sich der Transportständer mit dem gewaltigen Triebwerksmodul durch die Ladeklappe der Boeing 777F. Es bleiben nur wenige Zentimeter Platz zwischen dem verpackten Fanmodul und der Laderaumdecke des Frachters. Wichtige Zentimeter für Lufthansa Cargo. Zusammen mit Lufthansa Technik erprobte der Frachtkranich erfolgreich ein neues Transportgestell von Rolls-Royce. Dem Hersteller der Triebwerke Trent XWB für den Airbus A350 war damit ein Quantensprung gelungen: der Lufttransport eines der gewaltigen Aggregate – zerlegt in einzelne Module – in einer Boeing 777F. Schon in zusammengebautem Zustand wiegt jedes Trent XWB sieben Tonnen, hat einen Fan-Durchmesser und damit eine Höhe und Breite von drei Metern bei fünf Metern Gesamtlänge. Dazu kommt in jedem Fall noch ein Transportgestell mit entsprechend mehr Gewicht und größeren Abmessungen. Selbst für die große Frachttür der Lufthansa Cargo B777F ist das zu groß. |
Deshalb kann das Triebwerk eigentlich nur mit Spezialfrachtern wie der Antonow An-124, dem Airbus Beluga oder einer Boeing C-17 geflogen werden. Ein entscheidender Nachteil, gerade auch wenn ein „Aircraft on Ground“ (AOG) wegen Triebwerksproblemen gemeldet werden sollte – sich also schnell empfindlich hohe Einnahmeausfälle und Kosten summieren und daher in kürzester Zeit Abhilfe geschaffen werden muss. Dann gilt es, ein Ersatztriebwerk auszuliefern – wo auch immer weltweit es gerade gebraucht wird. Um für diesen Triple-Seven-Einsatz die Voraussetzungen zu schaffen, waren drei Schritte notwendig. Zunächst entwickelte Rolls-Royce einen neuartigen Transportstand, auf dem das Triebwerk gelagert und in zwei große Module geteilt werden kann, um in die B777F zu passen. In einem zweiten Schritt probte ein Team aus Mitarbeitern von Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik und Lufthansa Technik Logistik Services die Verladung mit einem Originaltriebwerk. Rolls-Royce hatte es extra für die Testverladung zur Verfügung gestellt. Die Mitarbeiter trennten dafür zunächst den Fan vom Kerntriebwerk und entfernten den Spinner und die Fanblades. Anschließend konnten die beiden Module auf dem „Fan Case Stand“ und dem „Core Split Engine Stand“ unabhängig voneinander bewegt und verladen werden. |
Neues Verzurr-Konzept
Als dritter Schritt musste das Verzurr-Konzept der Transportgestelle im Frachtraum der B777F überprüft und abgenommen werden. Sogenannte Supplementary Procedures für das Weight & Balance Manual der B777F regeln, wie Frachtstücke zu verladen und zu verzurren sind, die wegen ihrer Größe nicht mit dem vorhandenen Verriegelungssystem gesichert werden können. Ähnlich wie für das fast gleich große GE90- Triebwerke der Triple Seven, für die entsprechende Supplementary Procedures längst vorliegen, kommt hier nun ein eigener Lade- und Verzurr-Plan zum Einsatz, der festlegt, mit wie vielen Gurten die beiden Transportstände an welchen Punkten im Frachtraum gesichert werden müssen.
Das Ergebnis: Trotz der gewaltigen Dimensionen passt das Trent XWB in eine B777F der Lufthansa Cargo. Und es ist schon ein bisschen ironisch, dass ausgerechnet ein Boeing-Fachter den Siegeszug des A350 absichert. Mit einem optimal auf Fracht und Frachter abgestimmten Beladungskonzept in der Tasche ist Lufthansa Cargo nun bereit für die A350-Ära.
Großer Teilerfolg: Die Aufteilung des Trent-XWB-Triebwerks schafft die Voraussetzung für die Verladung in die B777F. So kann Lufthansa Cargo einen weltweiten Service für den A350 anbieten
Die Trennung der Triebwerkskomponenten ist hochkomplex. Die Lufthansa Mitarbeiter wurden deshalb von Rolls-Royce-Technikern angeleitet, wie die Module zerlegt und wieder zusammengesetzt werden müssen.
Fokus: Der A350-900
Der A350-900 ist das weltweit modernste und umweltfreundlichste Langstreckenflugzeug. Es verbraucht 25 Prozent weniger Kerosin und erzeugt 25 Prozent weniger Emissionen als vergleichbare Modelle. Der Lärmteppich des A350-900 ist dabei bis zu 50 Prozent kleiner. Kernstück des zweistrahligen Konzepts sind zwei Triebwerke vom Typ Trent XWB-84 mit je 374,5 Kilonewton Schub bei einem Gewicht von 7.277 Kilogramm. Im Dezember 2016 wurde das erste der zehn Lufthansa Exemplare in München stationiert. Erste Destinationen sind Delhi und Boston. Das Flugzeug wird 293 Passagieren Platz bieten: 48 Gästen in der Business Class, 21 in der Premium Economy und 224 in der Economy Class.