
Neuauflage.
Viele deutsche Industriemaschinen erleben nach ihrer Ausmusterung in ihren Ursprungsbetrieben einen zweiten Frühling in anderen Ländern. Mit td.Pro gehen mitunter ganze Druckmaschinen auf Reisen.

Es ist ruhig geworden um die KBA Journal.
Noch bis vor vier Wochen hat die Rollenoffset-Druckmaschine aus dem Hause Koenig & Bauer Artikel, Fotos und Kleinanzeigen für die Zeitungsleser einer kleinen Stadt am Rande des Ruhrgebiets gedruckt – stets gestochen scharf. Doch seit ihrem Baujahr 1996 ist zum einen die digitale Revolution durch den Blätterwald gerauscht, und zum anderen drucken neue Maschinen noch effizienter. Die „Neue“ tut bereits Dienst im frisch eingeweihten Medienhaus. Doch auch für die KBA Journal ist nach unzähligen Kilometern Papier und vielen Tausend Betriebsstunden noch keine letzte Ausgabe in Sicht. Heute rücken Spezialisten eines Unternehmens an, das sich auf die De- und Remontage gebrauchter Großmaschinen spezialisiert hat. Denn auch wenn die Maschinen die allerneuesten technischen Möglichkeiten nicht bieten, sind sie gerade für Druckereien in Schwellenländern durch ihre hohe Präzision, den geringen Anschaffungspreis und die lange Haltbarkeit das ideale Produktionsmittel.

Das Angebot für die KBA Journal hatte die Druckerei im Internet platziert. Der Käufer fand sich in Indien: eine Druckerei mit Standort Delhi. Für den Maschinenumzug beauftragte sie eine deutsche Spezialfirma. In Absprache mit dem Verkäufer und den Spezialisten von Lufthansa Cargo demontieren und verpacken die Hightech-Umzugshelfer nun in wenigen Tagen die KBA Journal, um sie direkt in Delhi wieder aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Auch das erste Anlernen der indischen Drucker wird das Umzugsunternehmen übernehmen. Beim Transport kommt für den indischen Auftraggeber nur td.Pro von Lufthansa Cargo infrage – als schnelle Alternative zum Seetransport.

Ihren Weg aus dem Ruhrgebiet nach Indien treten die Module der Druckmaschine auf stabilen Holzgestellen an, die von der Umzugsfirma in Abstimmung mit Lufthansa Cargo direkt für den Lufttransport konzipiert wurden. „Die Gestelle können direkt vom Lkw in den Flieger zum Indira Gandhi International Airport (DEL) gehen und müssen nur noch verzurrt werden“, sagt Arturo Staschik von Lufthansa Cargo in Frankfurt (FRA), der den Flug organisiert. „Für den Seetransport im Container hätten zahlreiche teure Spezialkisten gebaut werden müssen. Beim Transport im Flieger reicht ein Gestell, das dann im Frachtraum mit Zurrgurten befestigt wird.“ Wichtigstes Argument jedoch: die kurze Laufzeit. Während allein der Seetransport von Hamburg nach Mumbai mehr als 30 Tage in Anspruch genommen hätte, landet der Lufthansa Cargo Flieger direkt in Delhi.
So erscheint die erste Ausgabe auf der KBA Journal schon vier Wochen früher. Zudem wird das Material geschont: Die nicht immer guten Straßen auf der mehr als 1.400 Kilometer langen Landroute bis Delhi können den Teilen zusetzen. „Gerade bei Gebrauchtmaschinen ist es wichtig, dass alles unbeschädigt ankommt. Ersatzteile müssen oft aufwendig und teuer als Einzelanfertigung nachproduziert werden“, sagt Staschik.
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Und Extrakosten kann sich die Druckerei in Delhi nicht leisten. Denn ihre volle Konzentration wird für anderes benötigt. Gehört sie doch zu einem indischen Medienhaus, das versucht, in der boomenden, aber nicht immer ungefährlichen Presselandschaft Indiens einen selbstbewussten Journalismus zu gestalten. Dazu braucht es kluge, mutige Köpfe, viel Enthusiasmus – und eine bewährte KBA Journal in ihrer spannenden Neuauflage. |