Lufthansa Cargo: Starkes Ergebnis trotz Gegenwind
Umsatz auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen / Operativer Gewinn von 249 Millionen Euro erzielt
Lufthansa Cargo hat im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn von 249 Millionen Euro erwirtschaftet und damit das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Vorstandschef Karl Ulrich Garnadt präsentierte in Frankfurt ein sehr gutes Jahresergebnis, das trotz widriger Rahmenbedingungen erzielt wurde. Für das laufende Jahr erwartet Lufthansa Cargo deutliche Belastungen vor allem durch das bestehende Nachtflugverbot in Frankfurt. Insgesamt rechnet das Unternehmen jedoch wiederum mit einem guten operativen Ergebnis.
Nach dem Rekordgewinn im Jahr 2010 hatte auch 2011 zunächst sehr positiv begonnen. Im Laufe des Jahres trübte sich die Nachfrageentwicklung dann aber deutlich ein. Vor allem in den großen Luftfrachtmärkten China und Indien hatten die Airlines mit Nachfragerückgängen zu kämpfen. „Lufthansa Cargo ist es in diesem anspruchsvollen Marktumfeld gelungen, ein hervorragendes Ergebnis zu erwirtschaften“, betonte der Vorstandsvorsitzende Karl Ulrich Garnadt. Schlüssel zu diesem Erfolg waren Kostendisziplin, die breite Produktpalette sowie eine nachfrageorientierte und flexible Kapazitätssteuerung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Lufthansa Cargo zunehmend Kapazitäten von Asien in Richtung Nordamerika verlagert und auch neue, attraktive Zielorte in das Streckennetz aufgenommen. Dank dieser Maßnahmen hat Lufthansa Cargo im vergangenen Jahr den Umsatz und die Tonnage deutlich gesteigert. Die Erlöse stiegen um 5,3 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Der operative Gewinn erreichte mit 249 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.
Vorstandschef Garnadt betonte, dass darüber hinaus auch Investitionen in neue Produkte und die Fokussierung auf Qualität wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hätten. „Wir konnten unser Qualitätsniveau im vergangenen Jahr noch einmal deutlich verbessern und haben in allen Bereichen neue Bestmarken erreicht. An diesem Kurs werden wir festhalten und unsere Qualitätsführerschaft weiter ausbauen.“ Investitionen wie etwa in das neue Lufthansa Cargo Cool Center, das am Frankfurter Flughafen für temperaturgeführte Sendungen errichtet wurde, seien hierfür beispielhaft, so Garnadt.
Mit dem Programm „Lufthansa Cargo 2020“ habe das Unternehmen im vergangenen Jahr seine langfristige Strategie klar definiert, erläuterte der Vorstandschef. Mit der Bestellung neuer Boeing 777—Frachtflugzeuge, der Erneuerung der IT, der Planung zum Neubau des 30 Jahre alten Logistikzentrums in Frankfurt sowie weiterer langfristiger Projekte, seien die zentralen Weichen gestellt worden, um auch im Jahr 2020 als Industrieführer an der Spitze der Luftfrachtbranche zu stehen.
Lufthansa Cargo-Chef Karl Ulrich Garnadt machte zugleich aber deutlich, dass die Luftfrachtindustrie in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen gestellt werde. Der Alleingang der EU beim Emissionshandel schade dabei vor allem den europäischen Airlines und sorge für Wettbewerbsverzerrungen. Auch die noch immer unzureichende Harmonisierung der globalen Sicherheitsstandards in der Luftfrachtindustrie sowie die nur schleppende Zertifizierung der bekannten Versender in Deutschland drohten zur Wachstumsbremse zu werden.
Die größte Herausforderung für Lufthansa Cargo bleibe aber ein mögliches dauerhaftes Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen. „Die Gefahr, dass Frankfurt die Position als bestes und attraktivstes europäisches Frachtdrehkreuz verliert, ist real“, so Garnadt. Ein absolutes Nachtflugverbot von sechs Stunden täglich bedeute einen gravierenden Wettbewerbsnachteil für die am Standort Frankfurt ansässigen Unternehmen. Sie seien auf eine rund um die Uhr-Abfertigung der eiligsten Luftfrachtsendungen angewiesen. Allein für Lufthansa Cargo beliefe sich der wirtschaftliche Schaden bei einem dauerhaften Nachtflugverbot auf 40 Millionen Euro jährlich, weil wichtige Expressverbindungen verloren gingen. „Deutschland und die Rhein-Main-Region leben vom Export und vom internationalen Handel“, unterstrich Garnadt. „Den siebtgrößten Frachtflughafen der Welt, und bedeutenden Umschlagplatz für Expressfracht, ein Viertel des Tages von den internationalen Warenströmen abzuschneiden, bedeutet eine massive Belastung für die produzierenden Unternehmen sowie die gesamte Logistikbranche. Leidtragende sind die Unternehmen am Standort Frankfurt und zehntausende von Beschäftigten.“
Peter Gerber, Finanz- und Personalvorstand von Lufthansa Cargo, machte darüber hinaus deutlich, dass nur finanziell gesunde Unternehmen in der Lage seien, in neue Technologie wie etwa leisere Flugzeuge zu investieren. „Hierfür braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, mit denen die Unternehmen langfristig und verlässlich planen können.“ Lufthansa Cargo selbst habe ihre Hausaufgaben gemacht und ruhe sich nicht auf den Erfolgen aus. Das Ergebnisverbesserungs-Programm SCORE, das im gesamten Lufthansa Konzern umgesetzt werde, sei auch bei Lufthansa Cargo ein wesentlicher Hebel, um die Kostenposition des Unternehmens weiter zu verbessern. „Unser Ziel ist, ab 2015 jährliche Ergebnisverbesserungen von mindestens 70 Millionen Euro zu erzielen“, kündigte Gerber an. Dies schaffe die Voraussetzungen für die ambitionierten Zukunftspläne von Lufthansa Cargo.
In den ersten Monaten des laufenden Jahres sei es zudem gelungen, mit dem chinesischen Logistikkonzern UniTop einen Partner für die Restrukturierung des chinesischen Joint-Ventures Jade Cargo International zu finden. Lufthansa Cargo ist derzeit mit 25 Prozent an der chinesischen Frachtairline beteiligt.
Vorstand Peter Gerber kündigte in Frankfurt an, die Konzentration auf das Kerngeschäft im laufenden Jahr fortzusetzen. Im vergangenen Jahr hatte sich Lufthansa Cargo unter anderem von den Beteiligungen an dem Technologiedienstleister Traxon Europe sowie LifeConEx, einem Experten für Kühllogistik getrennt.
Für das Gesamtjahr 2012 geht Lufthansa Cargo von einer im langjährigen Vergleich guten Geschäftsentwicklung in einem anspruchsvollen Marktumfeld aus und rechnet erneut mit einem operativen Ergebnis im dreistelligen Millionenbereich. Das sehr starke Ergebnis aus dem Jahr 2011 wird aber voraussichtlich nicht wiederholt werden.
Das Geschäftsjahr 2011 in Zahlen:
Lufthansa Cargo | 2011 | 2010 | Veränderung in % | |
Umsatzerlöse | In Mio. EUR | 2.943 | 2.795 | +5,3 |
Operatives Ergebnis | In Mio. EUR | 249 | 310 | -19,7 |
Operative Marge | In Prozent | 8.5 | 11.1 | -2,6P. |
Mitarbeiter zum 31.12. | Anzahl | 4.624 | 4.517 | +2,4 |
Fracht und Post | In Tsd t | 1.885 | 1.795 | +5,0 |
Angebotene Fracht-Tonnenkilometer | In Mio. | 13.647 | 12.564 | +8,6 |
Verkaufte Fracht-Tonnenkilometer | In Mio. | 9.487 | 8.905 | +6,5 |
Nutzladefaktor | In Prozent | 69,5 | 70,9 | -1,4P. |