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Gurte fürs Leben.

Unmittelbar hinter dem Flughafen Frankfurt produzieren Menschen mit Behinderung unverzichtbare Produkte zur Ladungssicherung für Lufthansa Cargo.

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Manchmal hält Sarah Arnold während ihrer Arbeit inne. Dann hört sie den Turbinen der Flugzeuge zu, die draußen am Himmel ihre Bahnen ziehen. Die 25-Jährige stoppt ihre Nähmaschine, schaut aus dem Fenster – und lächelt. „Gut möglich, dass einer meiner Gurte jetzt da oben fliegt“, sagt sie. Es ist nur ein Augenblick. Dann spannt sie wieder den Faden, positioniert die Nadel und lässt die Maschine weiter rattern. Doch die kurze Szene beschreibt genau das, was Sarah Arnold an ihrer Arbeit so enorm wichtig ist: etwas zu leisten, das für die Gesellschaft relevant ist. Und somit ein Teil dieser zu sein.

Sarah Arnold ist eine von zahlreichen Beschäftigten der Werkstätten für Behinderte Rhein-Main e.V. (WfB), die an drei Standorten im hessischen Landkreis Groß-Gerau Menschen mit Handicap fördern und unterstützen. Die Werkstatt in Mörfelden-Walldorf ist einer davon – kaum zehn Autominuten vom Frankfurter Flughafen entfernt.

Hier produzieren gut 100 Werkstattbeschäftigte mit Behinderung unverzichtbare Produkte zur Ladungssicherung für Lufthansa Cargo: Verzurrleinen, Spannschlösser, Fittings. Spanngurte sind das Steckenpferd der Werkstatt. Neben dieser Produktion beheimatet das Gebäude auch eine Metallverarbeitung. Hier wird repariert: Gepäckwagen beispielsweise oder die Befeuerungsanlage vom Rollfeld.

Sarah Arnold ist eine von zahlreichen Beschäftigten der Werkstätten für Behinderte Rhein-Main e.V. (WfB), die an drei Standorten im hessischen Landkreis Groß-Gerau Menschen mit Handicap fördern und unterstützen. Die Werkstatt in Mörfelden-Walldorf ist einer davon – kaum zehn Autominuten vom Frankfurter Flughafen entfernt.

Hier produzieren gut 100 Werkstattbeschäftigte mit Behinderung unverzichtbare Produkte zur Ladungssicherung für Lufthansa Cargo: Verzurrleinen, Spannschlösser, Fittings. Spanngurte sind das Steckenpferd der Werkstatt. Neben dieser Produktion beheimatet das Gebäude auch eine Metallverarbeitung. Hier wird repariert: Gepäckwagen beispielsweise oder die Befeuerungsanlage vom Rollfeld.

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Effizienz? Teilhabe!

„Als ich hier angefangen hab, musste ich mir erst einmal meine Morgenmuffeligkeit abtrainieren“, erzählt Marcus Milz und lacht dabei laut heraus. Der Werkstattleiter betreut gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin und weiteren Fachkräften die Beschäftigten in Mörfelden-Walldorf. Um 7.45 Uhr beginnt der Arbeitstag. Dann werden erst einmal die Radios eingeschaltet – in jedem Werkraum eines. Bevorzugter Sender: hr4 – „Das Gute-Laune-Radio des Hessischen Rundfunks“. Mitsingen ist Konsens.

Während die Maschinen anlaufen, erklärt Milz: „Pro Gurt zählen wir rund 60 Arbeitsschritte. Tackern, Spannschlösser einsetzen, Drucken, Wickeln, Label einnähen ...“ Klingt viel? Ist es auch. „Klar, wir könnten anstatt mancher Steps auch Maschinen einsetzen, mehrere kleine Schritte in einen großen packen. Mit anderen Worten: effizienter sein“, so der Werkstattleiter. „Aber darum geht es hier nicht.“ Es gehe um Teilhabe. Etwas Sinnvolles zu leisten. Ganz gleich, mit welcher Behinderung.

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So wie David-Lee Hennrichs. Der 24-Jährige sitzt im Rollstuhl, kann Beine und Füße nur sehr eingeschränkt bewegen: „Als ich hier angefangen habe, wollte ich unbedingt Gurte nähen“, erzählt er. „An einer Maschine, die eigentlich per Fußpedal bedient wird.“ Kurzum baute die WfB die Anlage für Hennrichs auf Handbetrieb um. Seit zwei Jahren ist das sein fester Arbeitsplatz. 

Die Gelder für die Werkstatt kommen zu einem Großteil vom Landeswohlfahrtsverband Hessen und der Agentur für Arbeit. Wünsche wie der von Hennrichs werden zumeist über Spenden finanziert. „Ohne karitativ eingestellte Menschen und Institutionen wäre manches Extra hier nicht machbar“, betont Milz. „Doch vor allem Umsatzerlöse aus der Produktion – wie die der Spanngurte für Lufthansa Cargo – machen unsere Arbeit und eine Entlohnung der Mitarbeiter mit Behinderung erst gänzlich möglich.“

Die Kranich-Tochter kooperiert seit bald 40 Jahren mit der WfB. Nachdem der Verein 1981 erstmals von Lufthansa Cargo mit der Produktion von 10.000 Spanngurten beauftragt wurde, ist aus dem damals noch zarten Band über die Jahre eine feste Partnerschaft geworden. Heute ist der Carrier der größte Abnehmer – allein für ihn verlassen in diesem Jahr rund 80.000 Gurte die Werkstätten. Nicht ohne Grund: Das Luftfracht-Unternehmen weiß um die einzigartige Qualität der Produkte.

Die Gurte halten nämlich weit mehr aus, als gesetzlich vorgeschrieben ist (siehe Infokasten). Marcus Milz führt dies immer wieder gern vor. Im hauseigenen Labor prüft er aus jeder Charge von 20.000 Gurten einzelne Exemplare. Milz spannt eine Probe in die Prüfmaschine. „Bei der Beschleunigung im Flieger wirken enorme Kräfte auf die Ladung“, erklärt er. „Diese simuliert die Maschine.“ Unter 22,25 Kilonewton (kN) darf der Gurt nicht reißen. Das schreibt die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) vor. Milz startet die Anlage. Die kN-Zahl klettert langsam nach oben. Dann … Peng! Der Gurt reißt bei 27,59 kN – weit über Vorgabe. „Perfekt“, sagt Milz und nickt zufrieden. „Da hing jetzt ungefähr das Gewicht eines Kleinlasters dran.“

Der Test zeigt nicht nur, wie effizient die Gurte sind. Er zeigt auch, dass Sicherheit Hand in Hand gehen kann mit der Leistungsfähigkeit von körperlich und geistig behinderten Menschen. Neben drei Pausen – Frühstück, Mittag und Kaffee – arbeitet jeder in Mörfelden-Walldorf nur so viel, wie er kann. „Akkord gibt es bei uns nicht, ebenso wenig Überstunden“, betont der Werkstattleiter. Lieferfähigkeit garantiert die WfB dadurch, dass in ruhigen Zeiten einfach vorproduziert wird.

Punkt 15.45 Uhr ist Feierabend. Während die ersten Mitarbeiter schon draußen auf ihre Fahrgemeinschaft warten, fliegt eine Lufthansa Cargo Maschine über das Dach der Werkstatt. Die Blicke wandern nach oben. Keiner sagt etwas. Aber alle wissen, woher das stammt, was da oben die Ladung zusammenhält. Und während der Frachter langsam am Horizont verschwindet, zeichnet sich auf ihren Gesichtern ein zufriedenes Lächeln ab.

Die Kranich-Tochter kooperiert seit bald 40 Jahren mit der WfB. Nachdem der Verein 1981 erstmals von Lufthansa Cargo mit der Produktion von 10.000 Spanngurten beauftragt wurde, ist aus dem damals noch zarten Band über die Jahre eine feste Partnerschaft geworden. Heute ist der Carrier der größte Abnehmer – allein für ihn verlassen in diesem Jahr rund 80.000 Gurte die Werkstätten. Nicht ohne Grund: Das Luftfracht-Unternehmen weiß um die einzigartige Qualität der Produkte.

Die Gurte halten nämlich weit mehr aus, als gesetzlich vorgeschrieben ist (siehe Infokasten). Marcus Milz führt dies immer wieder gern vor. Im hauseigenen Labor prüft er aus jeder Charge von 20.000 Gurten einzelne Exemplare. Milz spannt eine Probe in die Prüfmaschine. „Bei der Beschleunigung im Flieger wirken enorme Kräfte auf die Ladung“, erklärt er. „Diese simuliert die Maschine.“ Unter 22,25 Kilonewton (kN) darf der Gurt nicht reißen. Das schreibt die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) vor. Milz startet die Anlage. Die kN-Zahl klettert langsam nach oben. Dann … Peng! Der Gurt reißt bei 27,59 kN – weit über Vorgabe. „Perfekt“, sagt Milz und nickt zufrieden. „Da hing jetzt ungefähr das Gewicht eines Kleinlasters dran.“

Der Test zeigt nicht nur, wie effizient die Gurte sind. Er zeigt auch, dass Sicherheit Hand in Hand gehen kann mit der Leistungsfähigkeit von körperlich und geistig behinderten Menschen. Neben drei Pausen – Frühstück, Mittag und Kaffee – arbeitet jeder in Mörfelden-Walldorf nur so viel, wie er kann. „Akkord gibt es bei uns nicht, ebenso wenig Überstunden“, betont der Werkstattleiter. Lieferfähigkeit garantiert die WfB dadurch, dass in ruhigen Zeiten einfach vorproduziert wird.

Punkt 15.45 Uhr ist Feierabend. Während die ersten Mitarbeiter schon draußen auf ihre Fahrgemeinschaft warten, fliegt eine Lufthansa Cargo Maschine über das Dach der Werkstatt. Die Blicke wandern nach oben. Keiner sagt etwas. Aber alle wissen, woher das stammt, was da oben die Ladung zusammenhält. Und während der Frachter langsam am Horizont verschwindet, zeichnet sich auf ihren Gesichtern ein zufriedenes Lächeln ab.

Einzigartig in Deutschland

Die WfB wurde 2016 von der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) als Entwicklungsbetrieb zertifiziert und vom Luftfahrtbundesamt als Herstellungsbetrieb anerkannt.

Das Sozialunternehmen gehört zu nur sechs Unternehmen weltweit und ist das einzige in Deutschland, das nach höchsten EASA-Standards zertifizierte Gurte herstellen darf.

 

Einzigartig in Deutschland

Die WfB wurde 2016 von der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) als Entwicklungsbetrieb zertifiziert und vom Luftfahrtbundesamt als Herstellungsbetrieb anerkannt.

Das Sozialunternehmen gehört zu nur sechs Unternehmen weltweit und ist das einzige in Deutschland, das nach höchsten EASA-Standards zertifizierte Gurte herstellen darf.

 

www.wfb-rhein-main.de

Fotos: Jan Potente

www.wfb-rhein-main.de

Fotos: Jan Potente