
Der Check-in für die Fracht.
Selbst einchecken und wertvolle Zeit sparen: Was für Passagiere längst Routine ist, gibt es bei Lufthansa Cargo nun auch für Luftfracht. So nutzen die Testkunden DB Schenker und Kühne + Nagel die neuen Self-service Terminals am Lufthansa Cargo Center (LCC).
Cargo City Süd, Gebäude 529. Auf dem Monitor vor Winfried Neu erscheint eine gute Nachricht. Über das ePortal der Lufthansa Cargo wird ihm mitgeteilt, dass die Sendung aus Hongkong abholbereit ist. Der Importbroker von DB Schenker zeigt auf den Bildschirm: Grüne Häkchen signalisieren, dass die Fracht im Lufthansa Cargo Center (LCC) eingecheckt und die Zollfreigabe erfolgt ist. „Unser Fahrer vor Ort muss jetzt auf nichts mehr warten“, sagt Neu. Mit nur wenigen Mausklicks stellt er für Fahrer Pawel Nowicki den Abholauftrag zusammen. Dabei fasst Neu gleich mehrere abholbereite Sendungen zu einer „Quick pick-up Gruppe“ zusammen. Er wählt den Service „Quick pick-up“ aus und die entsprechenden Luftfrachtbriefe. |
Danach trägt er Fahrer- und Fahrzeugdaten in die Maske ein. Statt einen Stapel Papiere bekommen die Fahrer von DB Schenker für ihre Sendungsliste nur noch einen Code mit auf den Weg. So auch Pawel Nowicki. Die DB Schenker-Niederlassung in der Cargo City Süd nimmt an der Testphase für eine neue digitale Frachtannahme und Auslieferung der Lufthansa Cargo teil. Zu dieser gehören zum einen die Anwendungen im ePortal der Airline. Zum anderen aber vor allem auch die Self-service Terminals, an denen die Fahrer direkt die Rampe zugewiesen bekommen, an der sie die Sendungen übernehmen. |

Keine Wartezeiten an der Rampe – ein Meilenstein für Spediteure.
Für den Weg von der Cargo City Süd zum LCC braucht Pawel Nowicki mit seinem Truck in der Regel nur wenige Minuten. Ein Lkw von DB Schenker pendelt permanent zwischen den beiden Warehouses nördlich und südlich des Frankfurter Airports. „Für den Import ist die Lufthansa Cargo unser größter Carrier. Wir bekommen 80 bis 90 Sendungen täglich vom Frachtkranich“, sagt Nouri Boulahrouz, Leiter des Importhubs in der Geschäftsstelle von DB Schenker. Vom System, das er mit seinem Team seit vergangenem Jahr getestet hat, ist er überzeugt: „Für uns Spediteure ist das ein Meilenstein. Wir wissen jetzt, dass der Annahme nichts mehr im Weg steht, wenn wir die Fahrer losschicken“, sagt der 43-Jährige. Er deutet Richtung Monitor, der die Daten der Sendung noch anzeigt. „Die Fahrer müssen auf nichts mehr warten, erfahren vor Ort nur noch, wo genau im LCC sie die Ware entgegennehmen.“ Er fügt hinzu: „Ganz klar positiv für uns: Wir sind so schneller wieder unterwegs und je mehr Touren unsere Lkw schaffen, desto effizienter arbeiten wir.“

Fahrer Pawel Nowicki ist mittlerweile am LCC eingetroffen. Per Barcode checkt er an einen der Self-service Terminals im Importbereich ein. Er wählt die Option „Pick-up“ und bestätigt die Daten, die nun angezeigt werden. Innerhalb kürzester Zeit verrät ihm das Terminal die Rampe, die er nun anfahren muss.
Nach der Übernahme der Sendung unterschreibt Pawel Nowicki auf dem Scanner des Warehouse-Mitarbeiters. In der DB Schenker-Niederlassung auf der Südseite des Frankfurter Flughafens wird Winfried Neu in Echtzeit informiert: Im ePortal sieht er Ankunfts- und Abfahrtszeitstempel des Lkw. Nouri Boulahrouz: „Uns bleiben so größere Aufwände vor Ort erspart. Die Fahrer müssen sich nicht noch in Büros melden, um Informationen zur Sendung zu bekommen.“

Um 16.20 Uhr soll eine Boeing 777F von Frankfurt nach Atlanta starten. Bei Kühne + Nagel in der Cargo City Süd stehen drei Luftfrachtpaletten bereit. Der Spediteur testet das System der digitalen Frachtannahme für den Exportbereich. „Die e-Freight Quote zwischen Lufthansa Cargo und Kühne + Nagel ist hoch. Wir können bei allen unseren Sendungen profitieren“, sagt Projekt-Manager Markus Staab. Einen großen Vorteil sieht man bei Kühne + Nagel im sogenannten PreCheck, der die Sendungsdaten vorab auf Vollständigkeit prüft. Ziel: Der Fahrer muss am LCC angekommen nur noch die richtige Abladestelle erfahren. Verzögerungen durch Wartezeiten sollen vermieden werden. Bei Kühne + Nagel stellt der Disponent über das ePortal die Sendungen zusammen und schickt den digitalen AWB an Lufthansa Cargo. Ein AutoContentCheck überprüft vollautomatisiert die Daten.

Sind Daten unvollständig, erfährt das der Disponent sofort.
Ab dem Zeitpunkt der Datenübermittlung checkt zudem ein geschulter Mitarbeiter der Lufthansa Cargo die vorliegenden Informationen. Müssen fehlende Sendungsdaten nachgereicht werden, informiert er nun den Disponenten von Kühne + Nagel. Staab: „Durch den vorgelagerten PreCheck fallen Fehler im Datensatz schon vorab auf, sodass die Daten korrigiert werden können, ohne eine Verzögerung der Anlieferung zu verursachen.“

Im eService-Bereich der Lufthansa Cargo Website trägt der Disponent auch schon die Fahrer- und Fahrzeugdaten ein. Dafür erhält er einen Code, den er per SMS oder E-Mail auf das Smartphone von Fahrer Heiko Anthes-Hoffmann weiterleitet. Der 49-Jährige arbeitet eigentlich als Disponent für Kühne + Nagel. PreCheck und „Quick drop-off“ am Self-service Terminal will er heute aus Fahrersicht erleben. „Zeit ist entscheidend für uns. Wenn wir lange warten müssen, bis wir an die Rampe können, ist das ein Problem.“ Mit den Sendungen für die USA ist er nun Richtung LCC unterwegs. „Es kann passieren, dass die Tageslenkzeit eines Fahrers abläuft. Dann darf ich nicht weiterfahren. Solche Situationen müssen wir unbedingt verhindern.“

Auf der Nordseite des Airports hat der Lkw sein Ziel erreicht. Neben den Rampen stehen die Self-service Terminals für den Quick drop-off. In nur wenigen Augenblicken hat Anthes-Hoffmann eingecheckt. Am Terminal werden kritische Daten erneut geprüft, dann spuckt das Gerät einen Zettel mit der Angabe zur Rampe aus. Die Anmeldung am Schalter entfällt somit. „Das ist ein großer Vorteil für uns“, sagt Heiko Anthes-Hoffmann.
Bei der Annahme werden die Packstücke per Scanner registriert. Das tatsächliche Gewicht und Volumen wird nun via SmartGate mit den zuvor übermittelten Sendungsdaten verglichen. Auf der anderen Seite des Flughafens sitzt der Disponent am Rechner. Den Weg der Sendung verfolgt er online, er sieht, wann die Ware zwischengelagert wurde und abfliegt. Pünktlich zur anvisierten Zeit heben die drei Paletten an Bord der B777F ab. Der Disponent hat auch die Lenkzeit von Fahrer Anthes-Hoffmann im Blick: Im Kühne + Nagel-Lager in der Cargo City Süd ist noch eine Sendung bereit für den Abtransport zum LCC. Ein großer Vorteil: Da die Wartezeiten nun kürzer sind als früher, hat Anthes-Hoffmann noch genug Lenkzeit für eine weitere Tour.